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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 91

1861 - Stuttgart : Hallberger
91 keine Münzen, ja nicht einmal ordentliche Wohnungen und Kleider. Sie wohnten in Höhlen und Hütten, die sie aus Baumstämmen er- bauten und mit Rasenstücken oder Thierfellen bedeckten. Die Häute von Thieren, die sie auf der Jagd erlegt hatten, dienten ihnen als Kleider und zur Nachtzeit als Betten. Sie scheuten die Arbeit und lagen oft ganze Tage aus ihrer Bärenhaut in ihren Hütten, woher es auch kommt, daß man jetzt noch einen faulen Menschen einen Bärenhäuter nennt. Die angenehmste Beschäftigung war für sie die Jagd; auch liebten sie das Spiel so sehr, daß Mancher all' seine Habe, seine Waffen, seine Kinder, ja sogar seine eigene Freiheit verspielte und dem Gewinnenden willig als Sklave folgte. Auch die Liebe zum Trünke war ein Hauptfehler unserer Vorväter. Man bereitete näm- lich schon damals aus Gerste ein dem Bier ähnliches Getränke, mit welchem sie sich öfters berauschten. — Bei diesen Fehlern besaßen die alten Deutschen aber auch eben so große Tugenden. Ihre Auf- richtigkeit, Redlichkeit und Treue dürften uns jetzt noch zum nachahmungswürdigen Muster dienen. Nie brach der deutsche Mann sein Wort; es wurde treuer gehalten, als jetzt manchmal der hei- ligste Eid. Die Tapferkeit unserer Väter, bei ihrer körperlichen Größe und Stärke, machte sie gefürchtet und berühmt bei allen um- wohnenden Völkern. «schon im Jahre 113 v. Chr. wollten mehrere germanische Volksstämme in das römische Gebiet eindringen, um ihre rauhe und kalte Heimat mit wärmeren und gesegneteren Gegenden zu vertau- schen. Die Römer geriethen in Schrecken über das Aussehen und die Tapferkeit dieser Barbaren, wie sie die Germanen nannten. Fünf gegen sie gesandte römische Heere wurden geschlagen und un- aufhaltsam drangen die Deutschen vorwärts. Da rettete Marius, ein rauher, kriegerischer Mann, das Vaterland. Er schlug die Teu- tonen bei Aquä Sextiä (jetzt Aip in Südfrankreich) und ein Jahr später die Cimbern in der Gegend von Verona, und Rom war von der drohenden Gefahr wieder befreit. Dies sind die ältesten Nachrichten, die wir über das deutsche Volk besitzen. Als Cäsar Gallien unterworfen hatte, gieng er selbst zwei Mal über den Rhein, um Gallien gegen die Einfälle der ge- fährlichen Nachbarn zu schützen. Er schätzte die Deutschen wegen ihrer Treue und Tapferkeit und nahm Viele von ihnen gegen die Gallier und nachher gegen andere Feinde Noms in Sold. Als aber Augustus die Herrschaft über die Römer erlangt hatte, ließ er Fe- stungen am Rhein anlegen, und Drusus, sein Stiefsohn, machte bedeutende Eroberungen im Westen und Norden Deutschlands. Nach ihm führte Tiberius zwei Jahre lang den Oberbefehl über das römische Heer in Deutschland. Er suchte die Deutschen mehr durch

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 102

1861 - Stuttgart : Hallberger
102 35. Karl der Große. Pipin starb zu Aachen im Jahre 768 und hinterließ das Reich seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann. Als aber Letzterer schon im dritten Jahre nach des Vaters Tod gleichfalls starb, wurde Karl der alleinige Regent der großen Monarchie. Dieser Fürst ist einer jener außerordentlichen Männer, die unsere Bewunderung rmd unsern Dank zugleich in Anspruch nehmen und deren Fehler und Schwächen man bei ihren überwiegenden Verdien- sten gerne vergißt. Schon seine äußere Gestalt gab den Herrscher zu erkennen. Er maß sieben Fuß; sein Leib war vollkräftig und ebenmäßig, sein Auge groß und lebhaft, seine Stirne breit, seine Haare blond. Bei Tisch war er mäßig, und mehr als Speise und Trank behagte ihm während des Mahles das Saitenspiel oder die Vorlesung der Thaten alter Helden. In Führung der Waffen, im Jagen, Reiten und Schwimmen galt er für den Besten der Franken. Unablässig war er bemüht, sich und sein Volk auszubilden und seine Kenntnisse zu vermehren; deshalb gieng er gerne mit gelehrten Män- nern um und lernte selbst noch im Alter schreiben. Mit größter ^ Sorgfalt betrieb er die Erziehung der Jugend und legte nicht nur * in Städten und Klöstern, sondern auch in Dörfern Schulen an, die er öfters selbst besuchte, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen. Als Karl nun einst bei einem solchen Besuche wahrnahm, daß die Kinder der Reichen meistens faul und unwissend, die der Ar- men aber fleißig und geschickt waren, stellte er diese zur Rechten und jen-e zur Linken und sprach zu den Kindern der Armen: „Ihr lieben, guten Kinder armer Leute, der allmächtige Gott wolle euern Verstand und euern Fleiß segnen und vermehren! Fahret fort wie ihr angefangen k>abt und lasset die Furcht Gottes in euern Herzen wohnen, so will ich euch ein guter und gnädiger Herr seyn und euch einst mit Gut und Ehrenstellen lohnen." Darauf wandte er sich aber zürnend zu denen, die zur Linken standen und sprach mit donnernder Stimme: „Ihr aber, ihr geputzten, zarten Herrlein, die ihr auf den Glanz und den Reichthum eurer Eltern stolz seid und den Müßiggang und andere Laster den Wissenschaften und der Tugend vorzieht; bei dem König des Himmels! wofern ihr eure Faulheit nicht bald durch Fleiß wieder gut macht, so werdet ihr an mir einen strengen Richter finden." Karl bewies sich als Regent besonders thatkräftig. Schon früher hatten nämlich die neben den Franken wohnenden Sachsen wiederholte Einfälle in das fränkische Reich unternommen; er hatte sie deshalb mehrere Male hart gezüchtigt; aber dennoch erhoben sie

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 105

1861 - Stuttgart : Hallberger
105 Reich zu regieren. Heinrich wurde wirklich gewählt und die Ge- sandtschaft, die ihm die Nachricht von seiner Erhebung auf den deutschen Kaiserthron brachte, traf ihn, als er sich eben mit dem Vogelfang beschäftigte, woher er auch den Beinamen „der Finkler" oder „der Vogler" erhielt. Wir lernen ihn aus den folgenden Er- zählungen näher kennen. 36. Heinrich der Vogelsteller. Ballade. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd, recht froh und wohlgemuth; Aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröthe Gluth. In Wies’ und Feld, in Wald und Au, horch, welch’ ein süsser Schall! Der Lerche Sang, der Wachtelschlag, die süsse Nachtigall. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! „Was gilt’s, heut’ giebt’s ’neu guten Fang!“ — Er lugt zum Himmelszelt: Er lauscht und streift sich von der Stirn das blondgelockte Haar; „Ei doch! was sprengt denn dort hervor für eine Reiterschaar?“ Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, es naht*der Waffen Klang; „Dass Gott, die Herrn verderben mir den ganzen Vogelfang! „Ei nun, was giebt’s?“ — Es hält der Zug vor’m Herzog plötzlich an; Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr Herrn? sagt an!“ Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unsern Herrn! „Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch, des Sachsenlandes Stern!“ Sich neigend knien sie vor ihn hin und huldigen ihm still, Und rufen, als er staunend fragt: „'S ist deutschen Reiches Will !“ Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang; Herr Gott, wie dir’s gefällt!“ (Bogl.) 37. Heinrich I. und seine Gemahlin Mathilde. . Heinrich I., geb. 876 und seit 918 König der Deutschen, war nicht blos durch Klugheit, Thätigkeit und Tapferkeit ausgezeichnet, sondern noch herrlicher durch Vaterlandsliebe, Biederkeit und Frömmigkeit. Schon sein Aeußeres, eine schöne, kräftige Gestalt, sprach für ihn; aber eine noch eindringendere Ge- walt auf menschliche Gemüths hatte seine offene Geradheit und seine zuvorkommende Freundlichkeit. In seinem Beginnen war überall Kraft und Besonnenheit sichtbar, und dabei war er ein Muster weiser Mäßigung: streng, wo Strenge nöthig war, aber nie hart, wo er durch Güte zu seinem Zwecke gelangen konnte. Als Beispiel führen wir nur Folgendes an: Er war nur erst von den Sachsen und Franken, nicht aber

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 106

1861 - Stuttgart : Hallberger
106 von den Schwaben, Bayern und Lothringern als König anerkannt worden. So konnte es, ohne Entwürdigung der deutschen Krone, nicht bleiben, und Heinrich fühlte, daß er mit der Königs- würde auch die Verpflichtung übernommen habe, an der Eintracht, Sicherheit und Wohlfahrt Deutschlands zu arbeiteu. Wie er nun in der Folge Lothringen theils durch Waffengewalt, theils durch gütliche Unterhandlungen wieder an Deutschland brachte, eben so suchte er jetzt vor Allem Schwaben und Bayern zum Gehorsam zu bringen. Der Herzog Burkard von Schwaben ward überrascht und Heinrich wendete sich nun nach Bayern, wo Herzog Arnulf den Königstitel angenommen und das feste Regensburg mit seinen Man- nen besetzt hatte. Heinrich kam dahin, aber ehe er Gewalt brauchte, suchte er das Herz des kräftigen Herzogs durch freundliches Zureden zu gewinnen und lud denselben daher zu einer Unterredung ein. Arnulf erschien, und Heinrich nannte ihn Bruder und Freund, er- innerte ihn an die Gefahren, die innerer Zwiespalt dem ohnehin von außen bedrohten Vaterlande bringen könnte, und bat ihn innigst, abzustehen von aller Widersetzlichkeit und sich mit ihm zum Heil des Vaterlandes zu vereinigen. „Dieß Heil," sagte er, ist mein einziges Absehen, nicht aber mich zu erheben oder Jemand Etwas wegzu- nehmen, am wenigsten dir." Diese treuherzigen Vorstellungen fan- den Eingang. Arnulf anerkannte Heinrich als König, behielt da- gegen sein Herzogthum und blieb zeitlebens der treueste Vasall. Unermüdet thätig für das Beste Deutschlands zog er immer umher und untersuchte mit eigenen Augen, was der Umänderung und Besserung bcburftc Wie erfolgreich sein patriotischer Eifer war, beweist die Ruhe, deren sich Deutschland unter ihm erfreute, der Sieg über die Ungarn, den es durch ihn erhielt und der Wohlstand, zu dem es durch seine weise Regierung emporstieg. Aber auch in seinem Privatleben erscheint Heinrich höchst ach- tungswürdig. Mit inniger Liebe war er seiner Gemahlin Ma- thilde ergeben; seinen Kindern war er ein sorgsamer Vater, seinen Freunden ein treuer Freund. Er war munter und ge- sellig, liebte die Jagd, ein fröhliches Gastmahl und heitere Scherze; aber nie verletzte er dabei seine Würde, nie verschwendete er seine Güte an Unwürdige. Unter seinen Söhnen schien ihm der kräftige Otto der Regie- rung am fähigsten, und er empfoljl daher denselben den Fürsten Deutschlands aus einer Versammlung zu Erfurt zu seinem Nach- folger. Dies Werk der Vatcrliebe und Regentcnsorgfalt war sein letztes auf Erden. Bald daraus starb er zu Memleben an der Unstrut, 60 Jahre alt, werth der Thränen, die bei seinem Tode ge- weint wurden, und des Nachruhms, der ihm unvergänglich blüht. An dieses Gemälde reihen wir an:

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 121

1861 - Stuttgart : Hallberger
121 Und wie der fromme Bischof sie auf das Haupt ihm legt, Und Jedem wohl vor Freude das Herz im Busen schlägt; Da nah’n dem neuen König an dem Altare gleich Die Bitter, Herrn und Fürsten, die kühren in dem Beich*), Den Lehnseid ihm zu leisten, den Jeder gerne schwört, Den Jeder schon im Herzen ihm freudig hat gewährt. 1 Und wie er will empfangen auf’s Scepter ihren Eid, Da, sieh, das ist vergessen, ist nicht zum Dienst bereit. Basch langt er nach dem Kreuze und nimmt es vom Altar, Und reicht es mit den Worten des Reiches Fürsten dar: „Dies Zeichen hat erworben das Heil der ganzen Welt, „Das sei nun statt des Scepters, wenn’s euch, ihr Herrn, gefällt!“ Und es gefiel wohl Allen, und freudig schwuren All, — D’rauf „Heil dem frommen König!“ ertönt’s mit Einem Schall. (Frankl.) Rudolph war vor Allem bemüht, das gesunkene kaiserliche An- sehen Wieder herzustellen. Er nöthigte viele Große, die widerrechtlich eingezogenen Reichsgüter wieder herauszugeben, verkündigte einen all- gemeinen Landfrieden und strafte besonders die Raubritter mit aller Strenge. In Schwaben ließ er 5, in Thüringen aber 66 Raub- schlösser niederreißen, und 29 Räuber, die zu Ilmenau gefangen wurden, hinrichten. Er schrieb an die deutschen Fürsten, daß es sein Vorsatz sei, Ordnung und Ruhe in dem lang zerrütteten deutschen Reiche wieder herzustellen und den Unterdrückten Schutz und Sicher- heit wider die Gewaltthätigkeiten der Mächtigen zu verschaffen. Nun richtete Rudolph seine Macht gegen den stolzen und mächtigen Otto- k a r, König von Böhmen und Mähren und Herrn von Steyermark, Kärnthen und Kram, der sich weigerte, ihn als Kaiser anzuerkennen. Sein Uebermuth wurde jedoch hart gezüchtigt, indem er bei diesem Anlasse Schlacht und Leben verlor. Böhmen und Mähren gab Rudolph dem Sohne des Erschlagenen; Oesterreich aber, sowie Steyermark und Krain verlieh er mit Einwilligung der Reichs- fürsten seinen eigenen Söhnen Albrecht und Rudolph und wurde so der Stammvater des österreichischen Kaiserhauses. In seinem ganzen Betragen zeigte Rudolph die Einfachheit und Leutseligkeit eines wahrhaft großen Mannes. Er gönnte auch Leuten vom niedrigsten Stande Zutritt zu ihm. Als seine Diener einst einen armen Mann, der zu ihm zu kommen suchte, abweisen wollten, sagte er: „Bin ich darum König der Deutschen geworden, um mich vor ihnen zu verbergen?" — Nur vor Schmeichlern befahl er die *) Kühren, so viel als wählen, daher der Name Kurfürsten.

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 124

1861 - Stuttgart : Hallberger
124 Statt Frieden bring' ich dir Botschaft von naher Kriegesgefahr; So stell' ich denn 'hier auf's Neue mich willig den Banden dar." Erstaunt betrachtet ihn Ludwig, das Aug von Rührung genäßt; Dann stürzt er ihm an den Busen und liebend umschlingt er ihn fest: „O Friedrich, fort mit dem Haffe! Sei fürder mein Bruder und Freund, „Und sei'n wir auf Einem Throne, zwei Herrscher in Liebe vereint." Von dieser Zeit an lebten die beiden Regenten wie Brüder mit einander; sie aßen an Einem Tische, schliefen in Einem Bette, hielten miteinander gemeinschaftlich Gericht, und wenn der Eine ab- wesend war, so beschützte und behütete der Andere mit Sorgfalt und Treue sein Land. — Und bald durcheilte die Kunde das staunende Vaterland: „Die beiden Kaiser umschlinge der traulichsten Freundschaft Band; „Sie schlummern auf Einem Lager, sie wechseln die Becher beim Mahl;" Drum tönte vom Lobe der Treue die Hütt' und der Fürstensaal. 49. Kaiser Maximilian I. 1493-1519. Nach einer 53jährigen Regierung hinterließ Ferdinand Iii. den Thron seinem ritterlichen Sohne Maximilian I. Dieser war ein ungemein thatkräftiger Mann. Ausgezeichnet durch ungewöhn- liche Gaben des Körpers und Geistes, vereinigte er mit gewaltiger Stärke und Gewandtheit die liebenswürdigsten Eigenschaften: Gnt- müthigkeit, Freundlichkeit, Offenheit, Redlichkeit und heitern Sinn. Ueberaus lebhaft, thätig, ruhmbegierig und bis zur Verwegenheit kühn, fühlte er sich zu dem Manigfaltigsten hingezogen, am meisten zu dem Außerordentlichen, Abenteuerlichen und Gefahrvollen. Er hatte Vergnügen daran, mit der Gefahr zu scherzen und, gleich den Helden des Alterthums, mit Ebern, Bären und andern wilden Thie- ren zu kämpfen. Er war der kühnste Jäger und verfolgte die Gem- sen und Steinböcke bis auf die höchsten Gipfel der Berge und Felsen, wobei er einst auf der Martinswand oder dem Zierlberg an der Straße nach Insbruck so sehr in Gefahr gerieth, daß Jeder- mann seine Rettung für unmöglich hielt. Er hatte sich nämlich in ungeheurer Höhe, bei der Verfolgung einer Gemse, so verstiegen, daß er nicht weiter vorwärts noch rückwärts konnte. Man sah den Kaiser, aber Niemand wußte ihm zu Hilfe zu kommen, auf die er zwei Tage lang vergebens hoffte. Er bereitete sich zum Tode und rief herab, daß man ihm das hochwürdigste Gut wenigstens von ferne zeigen möchte, und er es geistigerweise als letzte Wegzehrung empfangen könne. Das heilige Sakrament wurde in Prozession

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 141

1861 - Stuttgart : Hallberger
141 geachteten Königin und eines hilfsbedürftigen Kindes das Rechts- gefühl eines biedern Volkes. Jetzt nahm sich auch England der österreichischen Sache an, und als auch Rußland sich für dieselbe erklärte, so erhielt sie im Frieden zu Aachen alle ihre Erblande (mit Ausnahme von Schlesien) zurück, und ihr Gemahl Franz 1. wurde zum Kaiser er- wählt (1745). Um das verlorne Schlesien wieder zu gewinnen, gieng Maria Theresia ein Bündniß mit Sachsen und Rußland gegen Fried- rich Ii. ein. Es entspann sich ein Krieg, der nach seiner Dauer von 1756—1763 der siebenjährige genannt wird, einer Million Menschen das Leben kostete und dennoch keiner der streitenden Mächte eine Gebietsvergrößerung verschaffte. Nachdem Kaiser Franz 1. 1765 gestorben war, folgte ihm sein Sohn Joseph Ii. als deutscher Kaiser, und nach dem Tode seiner Mutter, der großen Maria Theresia, erhielt er auch die Alleinherrschaft über seine Erblande. Ausgestattet mit trefflichen Naturanlageik und voll glühenden Eifers für das Wohl seiner Völker, suchte er vielerlei Mißbräuche abzuschaffen, hob die Todesstrafe und die Leibeigenschaft auf, ver- besserte die Rechtspflege und wollte überhaupt das Gute; aber er wollte es auf seine Weise und nach seiner Einsicht; dabei wählte er nicht nur häufig die verkehrtesten Mittel, sondern er ließ sich in seinem Feuereifer selbst zu offenbaren Ungerechtigkeiten hinreißen, in- dem gar viele feiner Anordnungen tief in die religiösen und poli- tischen Rechte und Freiheiten seiner Völker eingriffen. Diese erhoben sich; die Ungarn wollten sich ihre Sprache und Sitten, die Belgier ihre religiösen Einrichtungen nicht nehmen lassen, und in andern Provinzen glimmte das Feuer unter der Asche. Da erkannte Jo- seph, daß er geirrt und seine Lebensaufgabe verfehlt habe. Er wandte sich an das tiefgekränkte Oberhaupt der Kirche, bat dasselbe um Vermittlung, und der Papst schrieb an die Aufständischen; allein es war zu spät, denn ganz Belgien war bereits in der Gewalt der Aufrührer. Schlag auf Schlag traf nun den Kaiser; er selbst litt an einer unheilbaren Krankheit, verlor seine geliebtesten Verwandten durch den Tod und war unglücklich in seinen Kriegsunternehmungen. Tief gebeugt durch all' Dieses fand er nur noch Trost in der Re- ligion. Nachdem er längst schon jede Hoffnung zur Genesung auf- gegeben hatte, verlangte er selbst bei vollem Bewußtseyn die heiligen Sakramente. Trotz seiner körperlichen Entkräftung ließ er sich an- kleiden, gieng, um feinen Glauben und feine Ehrfurcht gegen Gott an den Tag zu legen, im vollen kaiserlichen Ornate dem hochwür- digsten Gute entgegen und empfieng es mit allen Zeichen der innig- sten Andacht. Er starb den 20. Februar 1790. Ihm folgte sein Bruder Leopold Ii., Großherzog von Toskana,

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 150

1861 - Stuttgart : Hallberger
150 klärt; die meisten Regenten erhielten die ihnen früher entrissenen Länder wieder; Sachsen aber, dessen König zu lange an Napoleon hieng, mußte einen großen Theil seines Landes an Preußen abtreten; Oesterreich bekam die Lombardei, Jllyrien und Dalma- tien, und so wurde endlich die Ruhe nach einer langen Reihe von Jahren wieder hergestellt. 63. Die neueste Leit. Von jetzt an genoß Deutschland lange Jahre die Segnungen des Friedens. Handel und Gewerbe hoben sich wieder, und unser theures Vaterland begann sich wieder aus der Armuth empor zu arbeiten, in welche es durch die vielen Kriegsjahre gestürzt worden war. Der steigende Wohlstand des Volkes führte aber auch nach und nach die untern Volksklassen zur Ueppigkeit und Genuß- sucht, sowie zu einem übertriebenen Lupus. Nur Wenige blieben den einfachen Sitten unserer Voreltern treu, man suchte ein behag- liches und bequemes Leben zu führen, kleidete sich über seinen Stand, scheute die Arbeit und gieng dadurch aufs Neue der Verarmung entgegen. Es regte sich an verschiedenen Orten ein Geist der Un- zufriedenheit und Unruhe; man suchte den Grund der überhandneh- menden Verarmung allein in den hohen Staatsabgaben und wollte die eigene Schuld natürlich nirgends erkennen und zugestehen. Als endlich im Februar des Jahres 1848 in Frankreich eine neue Revolution ausbrach, erhoben sich auch die deutschen Völker. Fast allgemein forderten sie von ihren Fürsten und Regierungen Freiheit der Presse, allgemeine Volksbewaffnung und Ab- schaffung des eigentlichen Militärs, Verminderung der Abgaben u. s. w. Die meisten dieser Forderungen wurden ge- währt; allein das Volk erwartete plötzliche Erleichterung, welche bei der allgemeinen Creditlosigkeit nicht möglich war. Jetzt wurde die republikanische Staatsform als die beste und beglückendste gepriesen; aber man sprach nicht von jenen hohen Tugenden, welche dem ächten Republikaner eigen seyn müssen, nämlich Uneigen- nützigkeit, Redlichkeit, Selbstaufopferung für das Wohl des Vaterlandes, Mäßigkeit und Arbeitsamkeit und vor Allem Achtung und Gehorsam gegen das Gesetz. — Diese glänzen- den Tugenden waren es, welche die Griechen und Römer in ihrer Blüthezeit schmückten. Die Republik ist nicht ein wilder, gesetz- loser Zustand, wie ihn so Manche herbeisehnten, um mit roher Gewalt und blutbefleckter Hand das wohlerworbene Eigenthum An- derer an sich reißen und ihre Laster ungestraft befriedigen zu können, wie wir dieses mit Abscheu iu den Schreckenstagen Frankreichs wahr- genommen haben. In Republiken muß das Gesetz wenigstens

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 57

1861 - Stuttgart : Hallberger
57 tung mehr hat, und das jetzt größtentheils durch Engländer, Fran- zosen, Portugiesen und Dänen beherrscht wird. Die Lebensart der Indier, besonders der Vornehmen, ist sehr einfach und mäßig. Die Volksmasse ist, obschon das Land Ueber- flnß an Wildpret, Fischen, saftigen Früchten, Gewürzen und Me- tallen hat, dennoch sehr arm. Der indische Gewerbefleiß erzeugt vorzügliche Baumwollenstofse, Metallwaaren und Elsenbeinarbeiten. Die Chinesen wohnen noch weiter gegen Osten, als die In- dier. Sie waren schon in alten Zeiten ein gebildetes Volk und kannten vielerlei Künste und Wissenschaften; allein sie sind seit langer Zeit in denselben nicht weiter vorgerückt, weil sie von jeher den Umgang mit andern Völkern vermieden. Um ihr Land nämlich ganz von den Nachbarländern abzuschließen, und um sich zugleich gegen die räuberischen Einfälle der Mongolen zu sichern, bauten sie gegen die Mongolei und Tungnsien hin eine 300 Meilen lange Mauer. Diese läuft über die Spitzen der höchsten Berge, zieht sich durch die tiefsten Thäler und ist in ungeheuer großen Bogen über die breite- sten Flüsse geführt. An wichtigen Stellen ist sie doppelt, ja manch- mal dreifach, und von 300 zu 300 Fuß sind kolossale Thürme zur Vertheidigung gegen die heranrückenden Feinde errichtet. Das chinesische Reich umfaßt den zehnten Theil der ganzen Erdoberfläche, und die Zahl seiner Bewohner macht beinahe den dritten Theil der ganzen Menschheit ans. Es ist also nach Ruß- land das größte Reich, enthält aber über dreimal so viele Menschen, als jenes. Dennoch gehört China, wie fast alle asiatische Staaten, zu den abgelebten Ländern, die ihren Glanzpunkt längst überdauert haben. 2. Die Babylonier, Assyrer und Meder. Die Bewohner des Landes zwischen dem Euphrat und Ti- gris hatten lange Zeit in Friede und Ruhe, Ackerbau und Vieh- zucht treibend, neben einander gewohnt; da fiel Nimröd, ein Enkel von Cham, mit einer wilden Horde aus Arabien kommend, in Babylonien ein und eroberte das Land. Dies bewog einen Theil der Einwohner, aus dem Stamme Assur, das Land zu verlassen. Sie zogen über den Tigris und gründeten dort das Reich Assyrien, das jetzige Kurdistan, über welches Ninus die Herrschaft errang. Er gründete die große Stadt Ninive und eroberte bald auch das benachbarte Babylonien (2100 v. Chr.). Nach seinem Tode herrschte seine Gemahlin, die durch Muth und Klugheit ausgezeichnete S emiramis, über beide Länder. Sie verschönerte Babylon durch die großartigsten Bauten. Die Mauern der Stadt hatten 12 Meilen im Umfang, waren 100 Ellen hoch und so dick, daß auf denselben drei Streitwagen neben einander

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 258

1861 - Stuttgart : Hallberger
258 5. die Markgrafschaft Mähren mit Schlesien und 6. das König- reich Böhmen. Nebst diesen Ländern, welche zusammen etwa so groß sind als das Königreich Ungarn, gehören zu Oesterreich noch folgende Länder außerhalb Deutschlands Grenzen: die Königreiche Ga- lizien, Ungarn, Slavonien,Kroatien und Dalmatien, das.moß- sürstenthum Siebenbürgen, die Militärgrenze und Venetien. Die rhätischen Alpen erfüllen mit ihren riesenhaften Massen ganz Tyrol und ziehen als norische Alpen nach Steyermark, und als karnische Alpen nach Illyrien, von wo aus sie'unter dem Namen julische Alpen nach Dalmatien hinstreichen und sich dort mit den dinarischen Alpen in Verbindung setzen. Böh- men, Mähren, Ungarn und Siebenbürgen sind von Gebirgen rings umschlossen und bilden eigentliche Kesselland- schasten. Fruchtbare Thäler wechseln meistens mit weiten Ebenen, reich bewaldeten Anhöhen und Gebirgen. Im Donauthale ist das Klima sehr mild. Die Erzeugnisse des Bodens sind sehr manigfaltig. An Ge- treide, Obst und Wein haben mehrere Länder Ueberfluß; auch giebt es Hopfen, Tabak, Flachs, Hanf und Holz. Salz findet sich an vielen Orten, besonders aber im Salzburgischen bei H allein, sowie im Salzkamm er gut bei Ischl und Hall- stadt. Das merkwürdigste Salzbergwerk liegt in Galizien, bei welchem Lande dasselbe näher beschrieben werden soll. An Metallen ist der Kaiserstaat ebenfalls sehr reich, besonders an Eisen und Kupfer. Eisenhütten trifft man vorzüglich in Steyermark, wo es fast in allen Thälern hämmert und pocht. Gold und Silber werden in Ungarn gefunden, und Illyrien liefert selbst das seltene Quecksilber. Mehrere österreichische Länder haben vorzügliche Rindvieh- und Schafzucht, und die ungarischen Pferde werden selbst in entfernten Ländern gern gekauft. Betrachten wir die.bewohner der verschiedenen österreichischen Länder, so giebt sich unter ihnen allerdings eine große Verschieden- heit kund. Im Allgemeinen sind die Bewohner der deutschen Pro- vinzen ein kräftiger, gutmüthiger Menschenschlag, voll Treue und Biedersinn, und besonders zeichnen sich unter diesen die Wiener durch ihre Heiterkeit und Freundlichkeit aus. Ihre Sprache klingt äußerst gemüthlich. — Etwa 30 Millionen der Gesammtbevölkerung bekennen sich zur katholischen Religion. Die Oesterreicher sind ungemein' anhänglich an das Kaiserhaus, wogegen aber auch die Regentenfamilie gewohnter Weise Jedem mit Freundlichkeit.und Herablassung begegnet. Kaiser Franz Ii. wurde wie ein Vater verehrt und lebt noch immer im Gedächtnisse des Volkes, obgleich dasselbe mit gleich großer Liebe an seinem gegen- - wärtigen Regenten Franz Joseph hängt.
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